First Responder - Zeit ist ihr grösster Feind
Bereits zum zweiten Mal hielt der Verein First Responder Oberfreiamt eine Generalversammlung ab. Die beeindruckenden Zahlen zeigen den grossen Bedarf ihrer Einsätze auf.
Bericht von IRIS CAGLIONI
33 Stimmberechtigte und Gäste fanden sich im Saal des Restaurant Hirschen in Auw ein, um ihre Voten zu den traktandierten Geschäften abzugeben. Nach den Begrüssungsworten von Präsident Thomas Huber wurde den Anwesenden ein Nachtessen serviert. Im Anschluss eröffnete Huber die Generalversammlung und übergab nach den formellen Erläuterungen und der Wahl des Stimmenzählers das Wort dem Kassier Reto Hofmann. Kurz und prägnant präsentierte er den Kassenbericht. Es wurde deutlich sichtbar, dass der Verein auf Spendengelder angewiesen ist. Hofmann verdankte in seinem Bericht die vielen Spenden von Privatpersonen und Firmen. «Ohne dieses grosse Spendenaufkommen könnte der Verein in dieser Form nicht existieren.» Auch erwähnte er, dass sie immer wieder bei Todesfällen berücksichtig werden, anstelle von Blumenschmuck.
Das aktuelle Vereinsvermögen beträgt 2’460 Franken. Die Jahresrechnung wurde von den Revisoren geprüft und von der Versammlung einstimmig angenommen.
Bild: Iris Caglioni
Deutlich mehr Einsätze als erwartet
Die Vereinstätigkeit des vergangenen Jahres wurde vom technischen Leiter, Ueli Marty, präsentiert. Eindrücklich waren die Einsatzzahlen. Bevor der Verein mit seinen Einsätzen startete, gingen sie von der Annahme aus, 15 bis maximal 25 Einsätzen pro Jahr abzudecken. Seit dem offiziellen Start im März 2023 bis am 14. Mai 2024 wurden sie bereits 57-mal alarmiert. Das hat den Verein finanziell und personell gefordert. «Denn unsere Leute wissen nie, was sie genau antreffen, wenn sie beim Einsatzort ankommen», meinte Marty und informierte hier zeitgleich, dass beim Patienten, welcher kürzlich im Anschluss eines Einsatzes ins Spital geflogen werden musste, alles gut ausgegangen sei.
Die First Responder Oberfreiamt werden dann alarmiert, wenn beim Notfalldienst die Stichworte
«Brustschmerz», «Atemnot», «bewusstlos» und/oder «leblose Person» fallen. In den eingegangenen Meldungen bis Ende 2023 waren 37 Prozent «Brustschmerz», 35 Prozent «Atemnot», 20 Prozent «bewusstlos» und 8 Prozent «leblose Person». Die häufigsten Einsätze auch in den ersten Monaten diesen Jahres waren bei den Stichworten Brustschmerz und Atemnot.
Einsätze im Jahr 2023 März-Dezember / AWI
Statistische Besonderheiten
Die meisten Einsätze fanden in der bevölkerungsreichsten Gemeinde der Region, in Sins, statt, was gemäss Marty nicht aussergewöhnlich sei. Auf die Wochentage schauend, war der Donnerstag der häufigste Einsatztag. Die Zeitperiode zwischen 12 Uhr mittags bis Mitternacht war deutlich höher als in den Vormittagsstunden und interessanterweise mussten die First Responder im Oktober die häufigsten Einsätze fahren.
Einsätze pro Ort im Jahr 2023 März-Dezember / AWI
Einsätze pro nach Tageszeit im Jahr 2023 März-Dezember / AWI
Aus- und Eintritte
Ein Mitglied trat aus beruflichen Gründen aus, doch der Verein darf sich über vier neue Mitglieder freuen. Ivan Rust, Lena Villiger, Michael Müller und Nevio Pescatore wurden mit grossem Applaus aufgenommen.
Von der Alarmierung bis zum Ende des Einsatzes
Im Anschluss an die Generalversammlung erzählten zwei Vorstandsmitglieder, was diese Einsätze mit sich bringen.
Laura Steffen ist die Stellvertreterin des technischen Leiters und informierte: «Bei einer Alarmierung gehen immer vier von uns an den Einsatzort, plus eine Person der technischen Leitung zur Absicherung.» Was im ersten Moment als sehr viele Personen gewertet werden könnte, relativiert Steffen: «Ein bis zwei von uns sind beim Patienten. Wenn Bedarf besteht, betreut jemand die Familienmitglieder, wieder andere weisen den anrückenden Sanitätern den Weg zum Patienten. Nicht jede Adresse beziehungsweise Haustüre ist gut sichtbar von der Strasse aus. Insbesondere bei Nacht können wir mit dieser Unterstützung wertvolle Sekunden schenken.» Sind die Sanitäter vor Ort, ist der Einsatz der First Responder beendet.
Da drängte sich die Frage auf, wie es sich anfühlt, an den Einsatzort zu kommen. Irene Schurtenberger, ebenfalls im Vorstand, meinte darauf: «Eine gewisse Nervosität ist da. Wir wissen nie, wen wir antreffen. Ist es ein Kind, eine betagte Person, jemand, den wir persönlich kennen?» Sie berichtete von einem ihrer Einsätze, wo am Ende der Patient verstarb, und die Emotionen wurden sichtbar.
Jeder First Responder weiss um die Möglichkeit, dass jemand sterben könnte, doch es berührt die Ersthelfer trotzdem jeweils sehr. Wie sie ihre Erlebnisse verarbeiten, ist unterschiedlich. «Dafür haben wir auch im Team zwei Personen, mit denen wir reden können», so Steffen. Für Ihre Einsätze erfahren sie viel Anerkennung und Wertschätzung von den Familien und auch vonseiten der Blaulicht-Organisationen.
Quellen:
Text: Iris Caglioni / Anzeiger Oberfreiamt
Bilder: Iris Caglioni / Anzeiger Oberfraiamt
Statistik: André Wicki